Sozi­al­ver­si­che­rungs­fach­frau FA: Mehr als ein Job – Kar­rie­re bei der SUVA

Als Schadenspezialistin bei der SUVA in St.Gallen, der grössten Unfallversicherung der Schweiz, ist die gebürtige Zürcherin Fabienne Meier mit einem Unfall nach dem anderen konfrontiert. Weshalb ihr Job trotzdem keine Tragödie ist und weshalb Vasen beim Abschalten helfen, erzählt sie im Interview.

Frau Meier, Sie sind Schadenspezialistin bei der SUVA und wirken sehr zufrieden. War das schon immer Ihre Traumstelle?
Bei meiner Berufswahl mit 16 Jahren kannte ich die Suva noch nicht. Zuerst wollte ich unbedingt Dolmetscherin werden, das stellte ich mir spannend vor. Da die Ausbildung aber erst ab 18 Jahren möglich ist, dachte ich mir, ich überbrücke die Zeit mit dem KV.

Und dann?
Nach diversen Schnuppertagen entschied ich mich zur Lehre bei einer Versicherung und fand schnell Gefallen an der Branche. So sehr, dass ich ihr heute noch treu bin.

Wie kommt das? Wo liegt die Faszination?
Der Versicherungsbereich ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Für den Laien mögen viele Fälle ähnlich erscheinen, in Wirklichkeit ist jedoch jeder Fall ein Einzelfall und verlangt eine individuelle Betrachtung. Vor allem wenn man, wie ich, mit Menschen zu tun hat.

Was genau tun Sie als «Schadenspezialistin Complex» bei der SUVA?
Ich bin für Kleinbetriebe und ihre Versicherten zuständig. Jeder Unfall wird einzeln beurteilt, Fakten werden geprüft, Leistungen zu- und auch abgewiesen. Ausserdem betreue ich die Kunden und Versicherten auch im Aussendienst, zu Hause oder im Betrieb. Mit meinem Team zusammen bin ich Drehscheibe zwischen verunfallten Personen, Arbeitgebern, Ärzten und anderen Sozialversicherungen.

Jeder Fall ein Einzelfall.
Auf jeden Fall. Es sind zum Teil wirklich kuriose Fälle dabei. Aber auch sehr tragische. Wenn beispielsweise ein junger Familienvater bei der Arbeit schwer verunglückt, dann geht einem das schon nahe. Trotzdem muss ich jeden Fall neutral und fair beurteilen, darf mich nicht von Emotionen leiten lassen.

Diese Position scheint sehr anspruchsvoll zu sein. Wie kamen Sie vom KV-Abschluss bis dahin?
Engagement im Job, interne und externe Weiterbildungen … Ich wollte weiterzukommen – beruflich wie auch persönlich. Deshalb habe ich mich auch an der Akademie St.Gallen zur Sozialversicherungsfachfrau ausgebildet und den Lehrgang schliesslich mit dem eidgenössischen Fachausweis abgeschlossen.

Eine ordentliche Zusatzbelastung bei Ihrem Engagement im Beruf, oder?
Es braucht schon Motivation und Disziplin, doch wenn man mal drin ist, dann geht es ganz gut. Der Stoff ist spannend und wird von den Dozierenden gut vermittelt. Praxisnah und lebendig. Zudem war der Zusammenhalt in der Klasse sehr gut, es sind Freundschaften entstanden, die heute noch halten.

Es hat sich also gelohnt?
Auf jeden Fall! Gerade für komplexere Situationen habe ich viel an Sicherheit gewonnen. Und im Lebenslauf ist eine wichtige Station dazugekommen. Nebst harter Arbeit hat es auch Freude bereitet und am Ende war ich sehr stolz, den Abschluss geschafft zu haben. Ich kann jedem, der eine Laufbahn in der Versicherungsbranche ins Auge fasst, empfehlen, sich mal für einen Informationsabend an der Akademie St.Gallen anzumelden oder einen Termin für ein persönliches Beratungsgespräch zu vereinbaren. Mich hat es jedenfalls enorm weitergebracht.

Zurück zu Ihrer Arbeit: Sie haben den ganzen Tag mit Unfällen und Tragödien zu tun. Und abends gehen Sie dann nach Hause und können einfach so abschalten?
Meistens geht das, ja. Wenn ich das nicht könnte, dann wäre ich an der falschen Stelle. Manche Fälle gehen mir schon näher als andere. Dann versuche ich den Kopf frei zu bekommen.

Wie machen Sie das?
Ich mache etwas ganz anderes, etwas mit den Händen: Ich töpfere und erweitere meine Sammlung an Vasen und Geschirr. Das ist mein grosses Hobby, es macht mir viel Freude und ich kann dabei richtig gut abschalten