Sollte man heute noch Banker werden?

Thierry Kurtzemann, Dr. oec. HSG. Schulleiter Akademie St.Gallen

Lohnt sich heute eine Weiterbildung im Bereich Banking?

Das Berufsbild des Bankers hat in den letzten Jahren durch Skandale und Finanzkrisen gelitten. Aber ist nicht auch das Image anderer Berufsgruppen – etwa der Ärzte, Lehrer oder Piloten – heute ein anderes als noch vor dreissig Jahren? Letztlich kommt es darauf an, was eine Person aus ihrer Bildung macht und ob der Beruf auch in Zukunft noch attraktive Karrierechancen bietet. Und allen Unkenrufen zum Trotz sehen wir: Die Aufstiegschancen im Banking sind nach wie vor gegeben – gerade für Nichtakademiker! Unsere Absolventen packen diese dank ihrem aktuellen, breit abgestützten Fachwissen, das sie kompetent in die Praxis umzusetzen lernen.

Verändert das Studium den beruflichen Alltag?

Wir beobachten oft, dass eine Weiterbildung zu mehr Freude im Job führt. Unsere Lehrgänge sind so aufgebaut, dass Wissen nicht lediglich konsumiert wird, sondern dass die Vertiefung in verschiedenen bankfachlichen und betriebswirtschaftlichen Bereichen – persönliche und berufliche – Wirkung entfaltet. Heute wird übrigens mehr Stoff in weniger Präsenzzeit als früher durchgenommen, im Unterricht wird also vorwiegend das Komplexe besprochen. Das führt zu interessanten Diskussionen mit Dozierenden und Studienkollegen, die zwar in vergleichbaren Arbeitssituationen stecken, aber möglicherweise andere Wege zur Zielerreichung gehen.

Steigen dadurch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Banking ist heute zweifelsohne anspruchsvoller geworden, weil die Welt generell und im speziellen die Finanzmärkte komplexer sind. Wir sehen: Im Banking gibt es nach wie vor sehr gute Karrierechancen – doch sie verlangen bessere Qualifikationen. Unsere Absolventen können in Bezug auf Trends und Entwicklungen mitreden, verstehen die Herausforderungen ihrer Kunden, sind breit vernetzt und können sich so viel gezielter und mit hoher Empathie auf ihre Kunden einstellen und ihnen beratend zur Seite stehen. Möglicherweise hören die Banker dies nicht gerne, aber die Mitarbeitenden von Banken müssen heute stärker als Berater und auch als Verkäufer auftreten als früher – und diese neue Rolle erfordert zusätzliche fachliche und soziale Kompetenzen.

Was erhöht die Erfolgschancen bis zum Abschluss?

Die Doppel- oder sogar Dreifachbelastung durch Job, Schule und eventuell auch Familie während der Studienzeit hat es natürlich in sich. Es gilt, sich gut zu organisieren und zu strukturieren. Es locken aber auch einige Highlights wie die fakultative Studienreise nach New York oder China, der intensive Austausch in Lern- und Projektgruppen und natürlich auch zahlreiche soziale Anlässe, die einfach zu einem richtigen «Studentenleben» dazugehören. Ich rate allen, die sich heute fürs Banking interessieren: Lassen Sie sich nicht entmutigen. Gut ausgebildete Leute sind immer gefragt – auch im Banking. Sofern sie à jour bleiben, sich ständig mit neuen Entwicklungen im Finanzsektor auseinandersetzen und die täglichen Herausforderungen sportlich angehen.

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