Füh­rungs­fach­mann mit eidg. FA: Von Sicher­heit und Höhen­flü­gen

Karl Schmitters Aufgabe ist es, sich um die Sicherheit anderer zu kümmern. Während der 42-jährige beruflich dafür sorgt, dass auf dem Boden alles in geregelten Bahnen verläuft, hebt er in seiner Freizeit gerne ab – und fliegt durch luftige Höhen. In unserem Gespräch erzählt er, welches Schulfach ihn auch privat weitergebracht hat und wann es im Büro brenzlig wird.

Karl Schmitter, Sie sind Gesamteinsatzleiter und Mandatsleiter für Grossanlässe bei der Delta Security AG. Sie sorgen also für die Sicherheit anderer Menschen?
Richtig. Früher war ich ausschliesslich als Sicherheitsmann an der Front tätig. Heute hat sich ein Teil der Tätigkeit ins Büro verlagert. An der Front arbeite ich zwar immer noch, vorwiegend aber als Einsatzleiter. Zusätzlich bin ich für ein Team von acht Leuten zuständig.

Dann planen Sie jetzt also die Einsätze?
Ja, ich kümmere mich um die konzeptionelle Einsatzplanung. Das heisst, ich nehme Kundenwünsche entgegen, bereite den Einsatz vor und informiere die Mitarbeiter über das Vorgehen.

Wie erleben Sie Ihre Tätigkeit heute im Vergleich zu Ihrem früheren Einsatz an der Front? 
Ich kann von vielen Erfahrungen, die ich früher gemacht habe, profitieren. Ich hatte während meiner Einsätze zum Beispiel mit vielen verschiedenen Menschen zu tun. An einem Tag war es ein Häftling, am nächsten eine Wirtschaftsgrösse oder ein Promi. Ausserdem gab es immer wieder brenzlige Situationen – zum Beispiel mit Hooligans im Fussballstadion oder wenn ich eine gefährdete Person beschützen musste. Dadurch habe ich viel Menschenkenntnis gewonnen.

Hatten Sie nie Angst?  
Ich hatte sicher Respekt. Aber nicht während eines Einsatzes. Da funktionierte ich einfach. Das ungute Gefühl kam nachträglich, wenn ich nochmals darüber nachdachte, was geschehen war und alles hätte passieren können. In Not- und Stresssituationen lernt man sich selber gut kennen. Alle diese Erfahrungen haben mich sehr belastbar gemacht und ich möchte sie nicht missen.

Wann wird es denn im Büro brenzlig?   
Zum Beispiel dann, wenn ich Kundenwünsche sehr kurzfristig entgegennehmen und den Auftrag meinen Mitarbeitern so kommunizieren muss, dass keine Missverständnisse entstehen – schliesslich geht es um die Sicherheit von Menschen. Oder wenn ein Mitarbeiter kurzfristig ausfällt und ich Ersatz für ihn suchen muss.

Ihre Berufserfahrung hilft Ihnen also bei der Bewältigung der Aufgaben. Haben Sie zusätzlich auch Weiterbildungen gemacht, um für die neuen Herausforderungen gewappnet zu sein?  
Ja. Ich bin aber nicht direkt, sondern schrittweise in diese Branche hineingerutscht und hängen geblieben. Nach meiner Lehre als Zimmermann habe ich zuerst sieben Jahre im Transportunternehmen meines Vaters gearbeitet und hatte nebenbei Abend- und Wochenendeinsätze als Sicherheitsmann. Von 1997 bis 2002 war ich dann als Teilzeitmitarbeiter bei der Delta Security AG angestellt. Danach habe ich weitere fünf Jahre für eine andere Sicherheitsfirma gearbeitet und in dieser Zeit eine Weiterbildung im Bereich Sicherheit und Bewachung gemacht. 2007 bin ich zu Delta zurückgekehrt. Seither arbeite ich hier in einem Vollzeitpensum. Zuerst als Gruppenführer, dann als Zugführer und jetzt als Einsatzleiter. 2009 habe ich die Weiterbildung zum Fachmann für Personen- und Objektschutz mit eidg. Fachausweis gemacht – und vor Kurzem an der Akademie St.Gallen die Ausbildung zum Führungsfachmann mit eidg. Fachausweis. Diese Weiterbildung war für mich besonders lehrreich.

Inwiefern?  
Die Weiterbildung an der Akademie St.Gallen hat mir gezeigt, wie viel Sinn die Arbeit im Büro macht. Ich sehe nun die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge, kann Kosten und Nutzen abwägen. Und ich kann die Auswirkungen, die ein Problem verursachen kann, viel besser abschätzen. Das alles hilft mir bei der Einsatzplanung, aber auch im Personalbereich. Ich kenne beide Seiten, die an der Front und die im Hintergrund – gerade beim Führen von Mitarbeitergesprächen und Jahresqualifikationen ist das sehr hilfreich.

Haben Sie sich während der Weiterbildung neben den fachlichen Aspekten auch mit den menschlichen auseinandergesetzt?  
Ja, abgesehen von den Management- und Leadershipmodulen, die sehr praxisbezogen waren, war «Selbstkenntnis» das wichtigste Fach für mich. Wir haben uns intensiv mit dem Selbst- und Fremdbild auseinandergesetzt und darüber gesprochen, wie man beides zusammenbringt. Diese Erkenntnisse haben mich auch persönlich weitergebracht. Ausserdem waren wir eine sehr gemischte Klasse und kamen aus ganz verschiedenen Bereichen. Wir konnten uns also austauschen: Wie arbeiten die anderen? Wie arbeite ich? Und was kann ich für mich übernehmen? Das war sehr spannend.

Eine intensive Zeit also.   
Ja, und die Akademie hat uns super unterstützt. Ich glaube, dass viele Menschen dazu neigen, den Lehrpersonen oder der Schule die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn nicht alles rund läuft. Wer eine Weiterbildung machen möchte, muss aber auch etwas dafür tun. Von nichts kommt nichts.

Nochmals von der Schule zurück zum Beruf … was mögen Sie an Ihrem Alltag?  
Dass er so abwechslungsreich und lebendig ist. Und oft höre ich auch ein «Danke», wenn alles gut gelaufen ist. Es ist schön, wenn man Wertschätzung für seine Arbeit erhält.

Wie gehen Sie privat mit dem Thema Sicherheit um? Fällt man in vielen Situationen automatisch in einen Beschützermodus?   
Ich bin verheiratet und habe zwei Töchter. Bei meinen Einsätzen im Nachtleben und auf Partys habe ich so einiges gesehen. Da macht man sich schon Gedanken, was passiert, wenn die beiden älter werden und abends ausgehen. Aber ich glaube, wenn man seine Kinder auf den richtigen Weg bringt, kann man vieles verhindern. Ausserdem sind mir meine Hobbys sehr wichtig, um Abstand zum Berufsalltag zu gewinnen.

Verraten Sie uns denn, welche Hobbys das sind?  
Ich mache Kraftsport, damit lässt sich gut Frust abbauen. Und wenn ich die Lebensfreude fördern und ganz einfach mal entschleunigen will, hebe ich ab und fliege mit dem Gleitschirm durch luftige Höhen. Dort oben ist es viel ruhiger und die Welt dreht sich etwas langsamer.